Der Aufruf zum Selbsthass findet sich in traditioneller christlicher Spiritualität immer wieder. Beispielsweise etwa im „Geistlichen Kampf“ des Lorenzo Scupoli.

Heute ist das völlig anstößig. Ein Affront gegen den Zeitgeist.

Selbstsorge, Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, Selbstoptimierung.

Alles dreht sich heute um das Selbst. Es ist eine egofixierte Zeit.

Der blinde Fleck: Das Du. Der andere.

In dieser, unseren, Zeit kann es eine wichtige und sogar befreiende Botschaft sein zu hören: Es geht gar nicht um Dich. Es dreht sich gar nicht alles um Dich. Du bist nicht der Mittelpunkt des Universums.

An die Ränder!

Das ist auch ein Teil der Botschaft von Papst Franziskus‘ Ruf, an die Ränder zu gehen.

Ränder

Es bedeutet, dass wir geistig ausziehen aus dem Mittelpunkt des Universums, den wir unrechtmäßig besetzt halten, und dorthin gehen, wo wir in Wahrheit immer schon sind: an die Peripherie, an den Rand – und so den Platz einnehmen, der uns gebührt.

Hier, wo wir den anderen in den Mittelpunkt rücken, für ihn da sind, finden wir unser wahres Glück, unsere wahre Erfüllung – vor allem, wenn dieser andere Jesus Christus selbst ist, der wahre Mittelpunkt der ganzen Schöpfung (vgl. Verbum Domini 13).

PS: Die Verlinkungen auf Evangelii Gaudium und Verbum Domini sind mehr als bloßer Zufall. Sie machen sichtbar, wie Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus einander entsprechen: Wie der eine den Fokus auf den Mittelpunkt – Jesus Christus – legt, während der andere uns an unseren Platz an den Rändern, an der Peripherie verweist.

Schreibe einen Kommentar