Virtue mainstreaming
Eine ganzheitliche Entwicklung des Einzelnen wie der Gesellschaft als ganzer ist nicht möglich ohne die Entwicklung von Tugenden, ohne die Entwicklung von Eigenschaften, die es uns ermöglichen, bewusst, beständig und mit Freuden das Gute zu tun – sei es in Bezug auf die Schöpfung, die Armen oder in einem anderen Kontext. Ja, die Tugendhaftigkeit jedes einzelnen von uns ist eine Frage des Gemeinwohls.
Die Entwicklung von Tugenden kann daher ebenso wenig dem Zufall überlassen werden, wie die Aneignung von Allgemeinbildung und beruflichen Fertigkeiten. Daher muss Tugenderziehung als Menschenrecht oder zumindest als Teil des Menschenrechtes auf (ganzheitlich verstandene) Bildung anerkannt werden. Sie muss in Familien und Kindergärten ebenso Berücksichtigung finden wie in Schulen und Universitäten.

Hierbei ist zu beachten, dass Tugenderziehung nicht allein theoretisch und intellektuell erfolgen kann, sondern insbesondere die Möglichkeit erfordert, vielfältige praktische Erfahrungen unter Anleitung gerade auch im außerschulischen Bereich zu machen. Letzteres ist insbesondere auch vor dem Hintergrund relevant, dass die meisten Schüler nach Ende ihrer Schulzeit außerhalb des schulischen Bereiches tätig sein werden und hierauf nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vorbereitet werden müssen.
Einführung eines Virtue mainstreaming
Ebenso braucht es die Einführung eines Virtue mainstreamings auf allen politischen Ebenen. Das heißt, dass geltende Gesetze und Rechtsvorschriften, aber auch gesellschaftliche und ökonomische Strukturen, auf ihre Auswirkungen auf das Tugendleben der Bürger überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden müssen, wenn sich herausstellt, dass diese Auswirkungen überwiegend negativ sind.
Strukturen, die zu Lastern wie Jähzorn, Gier, Geiz oder Trägheit motivieren, diese belohnen oder nicht hinreichend sanktionieren, sind durch Strukturen zu ersetzen, die Besonnenheit, Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit fördern. Dies schulden wir dem einzelnen, der durch diese Laster versklavt wird, wie seinem gesamten Umfeld, das an den Folgen leidet – bis hin zur Schöpfung als Ganzer.
Es heißt aber auch, dass auch neue politische Vorschläge und Forderungen auf ihre Auswirkungen auf das Tugendleben hin überprüft und entsprechend beurteilt, ggf. abgeändert oder verworfen werden müssen.
Auf der anderen Seite bietet das übergeordnete Ziel der Förderung des allgemeinen Tugendlebens ein breites Feld zur Entwicklung völlig neuer politischer Vorschläge und Forderungen, an die mit den bisherigen Konzepten und Zielsetzungen gar nicht zu denken war.