Liturgie und Menschenwürde oder: die Abschaffung des Menschen

Jüngst hat Papst Franziskus auf faszinierende Weise auf den Zusammenhang zwischen Liturgie und Menschenwürde hingewiesen. In seinem Schreiben „Desiderio desideravi“ beschreibt der Heilige Vater in den Nummern 27 und 44 Aspekte, die nur folgenden Schluss zulassen: Die gemeinsame Wurzel der Krise der Liturgie und der Krise der Menschenwürde Die liturgische Krise wie auch die Krise der Menschenwürde, wie sie sich in Abtreibung, Sterbehilfe, künstlicher Befruchtung, Pornographie und Prostitution zeigt, haben beide ein- und dieselbe Wurzel: die Unfähigkeit des modernen Menschen, Symbole zu verstehen, ja schon sie als solche überhaupt nur zu erkennen. Warum…

0 Kommentare

Mythos Europa

Vor Kurzem wurden an dieser Stelle zwei bundesrepublikanische Mythen untersucht: das „Wirtschaftswunder“ und „68“. Ein weiterer zentraler Mythos der bundesrepublikanischen Zivilreligion ist „Europa“. Um diesen Mythos soll es im Folgenden gehen.Im Hintergrund dieses Mythos steht die traumatisierende Erfahrung zweier Weltkriege mit den verheerenden Folgen für hunderte Millionen Menschen. Diese Schreckenserfahrung wird kontrastiert durch die Erfahrung jahrzehntelangen Friedens – zumindest in West- und Mitteleuropa. Kernbotschaft des Mythos Europa Vor diesem Hintergrund lautet die Kernbotschaft des Mythos: Der europäischen Einigung verdanken wir den Frieden in Europa. Und (implizit): Es ist alles eine Frage des (guten)…

0 Kommentare

Mythos „Wirtschaftswunder“, Mythos „68“ und Eden Culture

Jede Gemeinschaft, jedes Gemeinwesen besitzt Mythen, große, (quasi-)religiöse Erzählungen, die Identität stiften, Orientierung bieten und (jedenfalls einen gewissen) Sinn verleihen. Jeder Mythos besitzt einen wahren Kern, aber auch seine blinden Flecken mit entsprechend negativen Konsequenzen. Im Folgenden soll es in diesem Sinne um zwei der großen bundesrepublikanischen Mythen gehen: den Mythos „Wirtschaftswunder“ und den Mythos „68“. Die Verwendung des Begriffes Mythos soll dabei nicht nahelegen, dass das so Bezeichnete irreal sei. Es soll vielmehr dessen Bedeutung für die bundesrepublikanische Identität, Orientierung und Sinnfindung herausstreichen. Genau hierum soll es auch gehen, nicht um die…

0 Kommentare

Warum Menschenrechte nicht ausreichen

Der gesamte Menschenrechtsdiskurs folgt dem Aneignungs-Paradigma. Rechte – und so auch Menschenrechte – werden besessen oder erworben. Besitz und Erwerb ist aber aufs engste mit der Logik der Aneignung verknüpft. Erwerb ist selbst eine Form der Aneignung. Das Resultat des Erwerbs ist der Besitz. Dies gilt explizit auch für Menschenrechte, wenn diese beispielsweise durch die Geburt erworben werden. Menschenrechte, Menschenpflichten, Menschendienste Die Fixierung auf das, was ich besitze, auf meine Rechte und Ansprüche, ist die Kehrseite der Aneignung. Es ist der gleiche Versuch, Erfahrungen des Mangels aus eigener Kraft zu bewältigen, eine Auflehnung…

0 Kommentare

Die Hintergründe von Aneignung und Übereignung

Vor einiger Zeit wurden hier zwei vollkommen unterschiedliche Modi des Weltzuganges präsentiert: die Logik der Aneignung und die Logik der Übereignung. Beide Logiken entfalten eine enorme Wirkungsmacht. Während Aneignung das Gegenüber objektiviert, um es verfügbar und kontrollierbar zu machen, und in einem zweiten Schritt auf eine Ressource reduziert, die verwertet wird, zielt die Übereignung auf Beziehung durch wechselseitige Teilhabe. Grob kann eine Verbindung beider Logiken zur Ich-Es- (Aneignung) bzw. Ich-Du- (Übereignung) Beziehung nach Martin Buber gelten.  Eine Frage, der bislang jedoch noch nicht nachgegangen wurde, ist die nach den Hintergründen beider Logiken. Denn…

0 Kommentare

Aneignung und Übereignung – 2 Wege der Erkenntnis

Erkenntnis ist ein Beziehungsgeschehen. Es ist die Beziehung zwischen dem, der erkennt, und dem, das erkannt wird. Die Frage ist: Wie kommt es zu dieser Beziehung? Wie wird aus dem nach Erkenntnis Strebenden ein Erkennender und aus dem zu Erkennenden ein Erkanntes? Grundsätzlich gibt es hierfür 2 Wege. Den Weg der Aneignung und den Weg der Übereignung. Der Weg der Aneignung Dieser Weg ist im Sprachgebrauch präsent, wenn wir sagen, „wir eignen uns Wissen über dies oder das an“. Das Ziel dieser Aneignung ist es, dieses Wissen verfügbar zu machen, es zu kontrollieren,…

0 Kommentare

Klassische vs. moderne Grammatik nach McLuhan

Das klassische Trivium aus Dialektik, Grammatik und Rhetorik war über Jahrhunderte ein Fundament abendländischer Bildung. Der Medientheoretiker Marshall McLuhan („the medium is the message“) untersuchte in seiner Dissertation ((Marshall McLuhan, The Classical Trivium. The Place of Thomas Nashe in the Learning of his time, edited by W. Terrence Gordon, Ginkgo Press, Corte Madera, CA USA 2006.)) das Verhältnis der drei Bausteine des klassischen Trivium zueinander. Konkret befasste er sich mit dessen Entwicklung von der Antike bis in das England des 16. Jahrunderts. Seine Darstellung dieses Verhältnisses vermag aber auch Erhellendes für unsere Zeit…

0 Kommentare

Heilige Drei Könige vs. Halloween

Heute feiern wir das Fest Epiphanias, im Volksmund auch Heilige Drei Könige genannt. Die vergangenen Tage sind wieder in weiten Teilen Deutschlands die Sternsinger unterwegs gewesen, haben Lieder gesungen, Häuser und Wohnungen gesegnet und Geld gesammelt. Es ist erst wenige Monate her, da ist etwas ganz ähnliches geschehen: an Halloween. Ein Vergleich dieser zwei Feste gibt einen pointierten Einblick, wie sich unser Zusammenleben in einer zunehmend postchristlichen Gesellschaft verändern wird, ja zu verändern droht, wenn man nicht sagen muss, dass diese Veränderung bereits in weiten Teilen eingetreten ist. Ein solcher Vergleich bietet sich…

2 Kommentare