Heute, am ersten Sonntag nach Weihnachten, begeht die katholische Kirche das Fest der heiligen Familie. Die heilige Familie – das sind Josef, Maria und das Jesuskind. Was hat dieses Fest mit ganzheitlicher Ökologie zu tun? Lassen wir Papst Franzikus zu Wort kommen. In Amoris laetita Nr. 276 schrieb er:

heilige Familie

Als die „heilige Familie“ sind Josef, Maria und Jesus so etwas wie die Blaupause für Familien in der Ordnung der Gnade, das heißt für erlöste und mit Gott versöhnte Familien, für Familien, wie Gott sie sich wünscht. Somit sind die beiden von Papst Franziskus angesprochenen Prinzipien in der heiligen Familie auch in einer vollkommenen Weise verwirklicht.

Fangen wir mit dem zweiten der beiden Prinzipien an: der Fruchtbarkeit. Bekanntlich ist Jesus Christus nicht auf natürlichem Wege empfangen worden, aber auch nicht auf technische Weise im Labor erzeugt worden. Vielmehr wurde er, wie es im Glaubensbekenntnis heißt, „empfangen durch den Heiligen Geist“. Diese Schwangerschaft, dieses Kind ist somit reine Gnade, reines Geschenk, nicht das Produkt einer Methode und sei diese auch noch so natürlich.

Haltung des Dativs

Als historisches Ereignis stehen damit die Jungfrau Maria und das Jesuskind für eine Haltung radikaler Offenheit für den anderen und Empfänglichkeit gegenüber dem ganz Anderen – Gott. Man könnte auch sagen, es ist die Haltung des Dativs, die Haltung der Jungfrau, die nicht spricht „Ich will“ (ein Kind), sondern „Fiat mihi“ – „Mir geschehe“. Als Frau in ihrer ganzen Weiblichkeit stellt sich die Jungfrau Gott zur Verfügung – und ihren eigenen Willen damit zurück. So wird vielleicht verständlich, wie diese Haltung ein Grundpfeiler jeglicher ganzheitlichen Ökologie sein muss.

Das „Ich will“ – die Haltung des Nominativs – betrachtet alles außerhalb des eigenen Egos als Objekt, das gebraucht und verbraucht, besessen und beherrscht werden kann. Diese Haltung betrifft die Schöpfung als Ganzes und zeigt sich im Sterben der Arten, in der Rodung der Regenwälder, der Umweltverschmutzung und dem menschengemachten Klimawandel, in einem hemmungslosen Konsum des „après nous le déluge“, aber genauso die Kinder, die je nach Wunsch verhütet, abgetrieben oder erzeugt werden.

Demgegenüber ist die Liebe der Jungfrau keusch im eigentlichen Sinn des Wortes: das Wohl des anderen um seiner selbst Willen wollen, den anderen frei lassen, dass er seine eigenen Wege gehen kann, so unverständlich diese auch manchmal sein und wohin ihn diese auch führen mögen und sei es ans Kreuz. Die Jungfrau Maria sieht ab von sich selbst und schenkt damit Freiheit – ja, Erlösung.

DIe Fruchtbarkeit der heiligen Familie

Die Fruchtbarkeit der heiligen Familie zeigt sich also auf folgende charakteristische Weisen:

  1. Sie gründet in einer Haltung des Dativs, die nicht das Ich, seine Wünsche und Ansprüche in den Vordergrund stellt, sondern den anderen und im Letzten Gott
  2. Sie gründet ebenso in einer Haltung der Offenheit, der Empfänglichkeit, die sich von Schöpfer wie Schöpfung beschenken lässt, statt in einer Haltung des Besitzens und Begehrens, des – unilateralen – Nehmens oder auch – bilateralen – Tauschens.
  3. Eine solche Fruchtbarkeit schenkt Freiheit und
  4. wird so fruchtbar für viele.

Diese Fruchtbarkeit stiftet Gemeinschaft: zunächst die Gemeinschaft zwischen Maria und Jesus, ermöglicht durch das Ja der Jungfrau – dem allerdings das Ja des Gottessohnes zur Menschwerdung korrespondiert (vgl. Phil. 2,6-11), dann aber auch zwischen Maria und Josef und Jesus und Josef – und schließlich die Gemeinschaft zwischen Jesus und seinen Jüngern: die Gemeinschaft der Kirche, die aus dem Schoß der heiligen Familie erwachsen ist und ohne sie unmöglich wäre. Zur Gemeinschaft der heiligen Familie bedurfte es jedoch noch eines weiteren Jas – eben das des heiligen Josefs (wie zur Gemeinschaft der Kirche das Ja der Gläubigen). Mit der Betrachtung dieses Jas will ich nun – passend zum Ende des Josefsjahres am 08.12. – diesen Blogpost beschließen.

Für Josef stellte sich die Situation zunächst verwirrend und verletzend dar: seine Verlobte war schwanger – und dies nicht von ihm. In der Konstellation der heiligen Familie steht somit Josef – Sünder wie wir alle – paradigmatisch für jeden, der in Beziehungen Verletzungen und Verwirrung erlebt hat. Man könnte auch sagen: Für jeden einzelnen von uns.

Beispielhaft – nun im normativen, nachzuahmenden Sinne – ist es auch, wie Josef hierauf durch sein Handeln antwortet: nicht mit Vergeltung und Rache, nicht einmal mit dem Ruf nach Gerechtigkeit, nicht, indem er die Beziehung, den Kontakt, will sagen: die Gemeinschaft, aufkündigt – wobei er sich mit dem Gedanken trägt. Nein, der heilige Josef schenkt Vertrauen – erst der Botschaft des Engels und damit Gott, dann auch Maria. Er hält die Gemeinschaft aufrecht und übernimmt Verantwortung für andere. Auch er zeigt damit die Haltung des Dativs.

Er macht damit deutlich: Ohne Vertrauen – in Gott, in den anderen – und ohne die Übernahme von Verantwortung ist Gemeinschaft, ist Familie, ist ganzheitliche Ökologie nicht möglich. Nehmen wir uns an ihm und seiner Familie ein Vorbild!

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