Problematiken einer desintegrierten Sexualität

Eine integrierte Sexualität verwirklicht einen Menschen als leibliche Person der Spezies Homo sapiens. Sie besteht in einem Ineinandergreifen von Lust-, Identitäts-, Beziehungs- und Fortpflanzungsfunktion. Eine desintegrierte Sexualität löst einzelne dieser Funktionen heraus.

Desintegrierte Sexualität I: Herauslösung der Lustfunktion

Wird beispielsweise die Lustfunktion herausgelöst, so werden sexuelle Handlungen vollzogen, obwohl sie einem selbst körperlich zuwider sind, allein zum Zweck, die Beziehung zum anderen (und damit die eigene Identität) zu bestärken und zu vertiefen oder (auch) zum Zweck der Fortpflanzung.

Dies geschieht, wenn jemand etwas nur dem Partner zuliebe tut oder um ein Kind zu bekommen, obwohl das, was er tut, ihm körperlich zuwider ist.

Die äußerste Form hiervon liegt in der Prostitution vor, wenn sexuelle Handlungen ohne jeden Bezug zu einer der genannten Funktionen vollzogen werden, allein zum Zweck des Gelderwerbs.

Da sich in der Lustfunktion die leibliche Dimension des Menschen ausdrückt, bedeutet eine Herauslösung der Lustfunktion eine Abwertung des (eigenen) Leibes, der hier auf ein rein äußerliches Instrument zur Verwirklichung anderer Zwecke reduziert wird.

Da aber die Person sich im, mit und durch den Leib ausdrückt, bedeutet eine Abwertung des Leibes eine Abwertung der Person selbst. Solche sexuelle Handlungen verstoßen also gegen die personale Würde des Menschen – auch dann wenn sie freiwillig vollzogen werden.

Desintegrierte Sexualität II: Herauslösung der Beziehungs- und Identitätsfunktion

Eine Herauslösung der Identitäts- bzw. Beziehungsfunktion geschieht dann, wenn sexuelle Handlungen allein zu dem Zweck vollzogen werden, Lust zu erzeugen oder ein Kind zu bekommen.

Hier wird nicht der eigene Leib, sondern der Partner auf ein reines, letztlich austauschbares, Instrument reduziert und damit unmittelbar als Person abgewertet. Das gilt auch dann, wenn dieser darin einwilligt. Die äußerste Form hiervon liegt jedoch in der Vergewaltigung vor.

Den anderen als Person abzuwerten bedeutet aber nichts weniger als die personale Beziehung zum anderen zu verneinen. Das aber bedeutet das eigene Personsein zu verneinen und sich selbst auf ein losgelöstes, beziehungsloses Individuum zu reduzieren. Die Abwertung des anderen als Person geht daher immer mit der Abwertung der eigenen Person einher.

Desintegrierte Sexualität III: Herauslösung der Fortpflanzungsfunktion

Bei einer Herauslösung der Fortpflanzungsfunktion werden sexuelle Handlungen unter Ausschluss der Möglichkeit einer Schwangerschaft vollzogen. Hier wird nicht die personale Beziehung zum anderen, sondern zum Gemeinwesen und zur Menschheitsfamilie als Ganzer verneint und damit die Verantwortung des Paares sowie die Bedeutung der Sexualität für das Gemeinwohl.

Was eigentlich darauf ausgerichtet ist, dem Wohle anderer zu dienen – dem der Kinder, die auf diese Weise entstehen, dem des Gemeinwesens und der Menschheitsfamilie, deren Fortbestand und Zukunft auf diese Weise gesichert wird – wird so umgelenkt, dass es allein dem Paar selbst dient, das sich auf diese Weise allerdings zugleich der Möglichkeit beraubt, seinen einzigartigen Beitrag als Paar zum Gemeinwohl zu leisten.

Die äußerste Form hiervon findet sich in der Abtreibung, in der das Wohl anderer – hier ganz konkret der Kinder – auf maximale Weise verneint wird, nämlich durch ihre Tötung.

Problematiken einer desintegrierten Sexualität