Was ist ganzheitliche Ökologie?

Ganzheitliche Ökologie ist ein zentraler Begriff in der Verkündigung von Papst Franziskus. In seinem Lehrschreiben „Laudato si“ bildet er die Überschrift des 4. Kapitels. Das erste Mal im lehramtlichen Kontext taucht der Begriff jedoch unter Papst Benedikt XVI. in einem Dokument der Internationalen Theologischen Kommission zum Naturrecht auf.

Mit der ganzheitlichen Ökologie thematisiert Papst Franziskus die vielfältige ökologische Krise der Gegenwart, deren größter Ausdruck der menschengemachte Klimawandel ist. Diese ökologische Krise ordnet Papst Franziskus ein in einen größeren Zusammenhang. Ihm ist es wichtig, die ökologische Frage nicht losgelöst von der sozialen Frage zu sehen. (LS 137)

Klima- und Umweltschutz allgemein sollen nicht zuerst auf Kosten der Armen erfolgen – gerade auch im globalen Kontext. Ganzheitliche Ökologie erfordert einen effektiven Klima- und Umweltschutz, der zugleich sozial verträglich ist und dies im globalen Maßstab. Gefordert ist eine vertikale und horizontale Solidarität: der Reichen mit den Armen und des (reichen) Nordens mit dem (armen) Süden. (LS 139)

Ganzheitliche Ökologie und Humanökologie

Zur ganzheitlichen Ökologie gehört auch eine Humanökologie oder Ökologie des Menschen. Die beiden Begriffe gehen auf Johannes Paul II. bzw. Benedikt XVI. zurück.

Menschen sind kein reiner Geist. Sie sind nicht ausschließlich ein Kulturprodukt. Menschen sind Wesen aus Fleisch und Blut. Ihr Körper ist kein Anhängsel, kein Gebrauchsgegenstand, sondern wesentlicher Bestandteil ihrer Identität. Wie unsere Umwelt existieren auch wir Menschen nicht in einem luftleeren Raum. Auch für unser eigenes Wohlergehen sind wir auf Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen (eigene wie fremde) angewiesen, die wir beachten müssen. Papst Franziskus erinnert in diesem Zusammenhang auch an die Lehre vom Naturrecht. (LS 155)

Ganzheitliche Ökologie geht also der Frage nach dem rechten Umgang nach – mit der Umwelt, dem Nächsten, aber auch uns selbst. Grundlegend ist dabei der Gedanke, dass alles miteinander zusammenhängt. (LS 139) Wenn wir in einem Bereich konsequent an dieser Wahrheit vorbei leben, können wir nicht erwarten, dass wir sie in den anderen Bereichen wirklich konsequent leben.

Und selbst wenn wir es tun würden: Die zerstörerischen Folgen unseres Verhaltens in diesem einen Bereich, in dem wir es nicht tun, werden sich unweigerlich früher oder später auch auf die anderen Bereiche auswirken.

Die Konsequenz: Eine wirklich ökologische Umkehr darf nicht bei Fragen der Umwelt stehen bleiben, sondern muss auf das Ganze zielen. Darum geht es Papst Franziskus mit seiner ganzheitlichen Ökologie.