Was bedeutet Humanökologie?

Humanökologie – oder Ökologie des Menschen bei Papst Benedikt XVI. – ist ein wesentliches Element einer ganzheitlichen Ökologie, wie sie Papst Franziskus in seinem Lehrschreiben „Laudato si“ zeichnet.

Humanökologie: Nichts was wir einfach vorfinden

Humanökologie meint einen Rahmen, in dem menschliches Leben aufblühen kann. Sie ist nichts, was wir einfach vorfinden. Wir müssen sie aufbauen und erhalten, können sie aber auch zerstören. Sie unterliegt der menschlichen Freiheit und ist damit auch ein Gegenstand der Ethik als einer Lehre vom guten Leben.

Ein wichtiger Ausgangspunkt für die Humanökologie ist der Gedanke, dass der Mensch kein reiner Geist ist, der sich selbst quasi aus Nichts erschaffen würde. Der Mensch ist (auch) Teil der Natur und besitzt eine eigene Natur. Eine besondere Rolle spielt hierbei der menschliche Körper. In den Worten von Papst Franziskus: „Auf dieser Linie muss man anerkennen, dass unser Körper uns in eine direkte Beziehung zu der Umwelt und den anderen Lebewesen stellt.“ (LS 155)

Daraus folgt, dass „eine Logik der Herrschaft über den eigenen Körper sich in eine manchmal subtile Logik der Herrschaft über die Schöpfung verwandelt.“ (LS 155) So wies auch Benedikt XVI. darauf hin, dass wir keine Achtung vor der Umwelt erwarten könnten, wenn wir die nachfolgenden Generationen dazu erzögen, sich selbst und das menschliche Leben nicht zu achten.

Daher gilt: „Zu lernen, den eigenen Körper anzunehmen, ihn zu pflegen und seine vielschichtige Bedeutung zu respektieren, ist für eine wahrhaftige Humanökologie wesentlich. Ebenso ist die Wertschätzung des eigenen Körpers in seiner Weiblichkeit oder Männlichkeit notwendig, um in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht sich selbst zu erkennen.“ (LS 155)

Humanökologie beginnt mit der Annahme des eigenen Körpers, der eigenen Weiblichkeit oder Männlichkeit und der Selbsterkenntnis in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht. In einer Linie hierzu nennt Papst Johannes Paul II. die auf der Ehe (zwischen Mann und Frau) gegründete Familie die „erste und grundlegende Struktur zugunsten der Humanökologie“ (CA 39).

Ebenso beinhaltet eine Humanökologie aber auch eine Wirtschafts- und Sozialökologie, eine Kulturökologie und eine Ökologie des Alltagslebens. Das bedeutet: Auch unsere Wirtschaft, unser Sozialleben, unsere Kultur und unser Alltagsleben allgemein müssen in einer Weise gestaltet werden, die dem Wohlergehen aller förderlich ist. Wo Strukturen bestehen, die das verhindern, müssen sie abgebaut und durch authentischere Formen des Zusammenlebens ersetzt werden (vgl. CA 39).

Wiederum in den Worten von Papst Franziskus: „Die Ökologie untersucht die Beziehungen zwischen den lebenden Organismen und der Umwelt, in der sie sich entwickeln. Das erfordert auch darüber nachzudenken und zu diskutieren, was die Lebens- oder Überlebensbedingungen einer Gesellschaft sind, und dabei die Ehrlichkeit zu besitzen, Modelle der Entwicklung, der Produktion und des Konsums in Zweifel zu ziehen.“ (LS 138)