Und was haben die Commoners der Communio der Gläubigen zu sagen?

Das System der sozialen Marktwirtschaft – der Markt-Staat, wie Helfrich und Bollier schreiben,[1]https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/42833, S. 80, 19.02.2023. kann sicher für sich beanspruchen, wesentlich durch die christliche Soziallehre geprägt worden zu sein. Dies hat eine Nähe zwischen Markt-Staat und Kirche begründet, wie sie zuletzt im Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel „Chancengerechte Gesellschaft – Leitbild für eine freiheitliche Ordnung“ von 2011 zum Ausdruck kam, das ganz den neoliberalen Geist unserer Zeit atmet.[2]https://ordosocialis.de/wp-content/uploads/Chancengerechte-Gesellschaft.pdf, 19.02.2023.

In diesem Schreiben – und das ist positiv hervorzuheben – findet sich die klassische katholische Lehre vom Menschen als Person – als gleichermaßen Individual- und Sozialwesen – prägnant beschrieben.[3]Ebd., S. 16-21.

Commoners

Dennoch kommt man nicht umhin festzustellen, dass das Modell der sozialen Marktwirtschaft in der Praxis oft dazu geführt hat, dass Individual- und Sozialwesen entlang zweier getrennter Sphären aufgespalten wurden: der Markt als der Raum, in dem das Indvidualwesen durch Konkurrenzstreben einerseits und (teils rücksichts- und verantwortungslose) Triebbefriedigung mittels Konsum andererseits seine (sehr verkürzt begriffene) Freiheit vollzieht, während die Solidarität des Sozialwesens Mensch an den Sozialstaat ourtgesourct wird, gepaart mit bürokratischer Kontrolle und Zwang.

Die Folge: In unserer Gesellschaft „dreht sich alles um das Individuum, das Wirtschaftswachstum oder die Herrschaft der Menschen über die Natur.“[4]https://library.oapen.org/viewer/web/viewer.html?file=/bitstream/handle/20.500.12657/42833/9783839455746.pdf?sequence=1&isAllowed=y, S. 33, 19.02.2023.

Die Kirche – und dies gilt für die katholische vielleicht noch mehr als die EKD – war in der Vergangenheit zu unkritisch gegenüber diesem System.

Commoners bieten eine ökonomische Praxis für die Communio

Hier bieten die Commons und ihre Verfechter eine Alternative, bei der es – in den Worten von Helfrich und Bollier – um „Freiheit in Verbundenheit“ geht.[5]Ebd., S. 19. Es ist eine Alternative, die mehr dem christlichen Bild vom Menschen als Person entspricht als der Markt-Staat, auch da Individual- und Sozialwesen im Menschen zwar logisch unterschieden werden können, existentiell jedoch eine unauflösliche Einheit bilden, weshalb auch die – wenn auch nicht explizite, so doch faktische – Zuweisung bestimmter Sphären – hier Markt, da Staat – etwas auseinanderreißt, was zusammengehört, so dass die Dualität von Markt und Staat im Herzen von jedem einzelnen von uns eine Wunde hinterlässt, die der Heilung bedarf. Die Commons bieten hier, wenn auch nicht Erlösung, so doch zumindest eine partielle Lösung für die aus dem Markt-Staat erwachsenden Widersprüche.

Es ist eine Lösung, die einer Communio-Ontologie entspricht und damit in das Soziale, Ökonomische und Politische hinein ausbuchstabiert, was Christen liturgisch und spirituell nicht zuletzt in der Kommunion feiern und erleben: die umfassende Communio der Welt und all ihrer Bewohner, wurzelnd in ihrer Communio mit Gott, ihrem Schöpfer, der selbst in sich Communio ist.